Thursday 1 April 2010

Kapitel 11 bis 20


Die Welt lebt durch Güte
Die indische Spruchweisheit des «Tirukkural»
Aus dem Tamil übersetzt von: Albrecht Frenz und K. Lalithambal

Kapitel 11. Dankbarkeit


101.           
Gibt einer Hilfe, dem zuvor nicht geholfen wurde, vermögen selbst Himmel und Erde diese kaum zu erwidern.


102.           
Selbst eine kleine Hilfe, zur rechten Zeit gegeben, ist größer als die Welt.


103.           
Hilfe, die ohne Warten auf Erwiderung gewährt wird, bringt genau besehen Gewinn, größer als der Ozean.


104.           
Ist die gewährte Hilfe auch kleiner als Hirsesamen - wer ihren Wert kennt, dem ist sie so groß wie eine Palmyranuss.


105.           
Das wahre Maß der Hilfe ist nicht die Hilfe selbst, sondern der Wert des Empfängers.


106.           
Vergiss die Freundschaft der Guten nicht - gib Freundschaft mit solchen nicht auf, die in Widerwärtigkeit halfen.


107.           
In allen sieben Geburten erinnern sich die Guten an die Freundschaft solcher, die ihre Leiden wegnahmen.


108.           
Großmütigkeit zu vergessen ist schlecht - falsch Getanes augenblicklich zu vergessen ist gut.


109.           
Beginge einer auch ein Unrecht so schwer wie Mord - es wäre getilgt, hätte er früher nur eine einzige hilfreiche Tat getan.


110.           
Verletzte jemand auch eine Tugend, so steht ihm immer ein Ausweg offen - dem aber niemals, der die Dankbarkeit vergißt.

Kapitel 12. Unparteilichkeit


111.           
Gerechtigkeit ist eine hervorragende Tugend, wenn sie ohne Ansehen der Person handelt.


112.           
Der Reichtum des Gerechten vergeht nicht und bringt seinen Nachkommen Freude.


113.           
Scheint etwas auch Gutes zu bringen - ist der Gewinn mit Parteilichkeit verbunden, lass ihn augenblicklich fahren.


114.           
Ob ein Mann gerecht ist oder nicht, kommt durch sein Vermächtnis ans Licht.


115.           
Gutes und Schlechtes kennzeichnen das Leben - beidem gerecht zu werden ist die Zierde des Weisen.


116.           
«Ich verderbe» - dies soll der wissen, dessen Gedanken von der Gerechtigkeit abweichen und Schlechtes begehen.


117.           
Der Weise hält den nicht für niedrig, der in Gerechtigkeit fest stand und deshalb ins Unglück geriet.


118.           
Der Schmuck des Weisen ist, sich keiner Seite anzuschließen, sondern unparteiisch zu bleiben wie die Zunge einer richtigen Waage.


119.           
Gerechtigkeit ist die unparteiische Rede, die aus einem unvoreingenommenen Geist kommt.


120.           
Güter anderer hüten und wie die eigenen handhaben - das ist das wahre Handeln eines Kaufmanns.

Kapitel 13. Selbstbeherrschung


121.    
Selbstbeherrschung sichert einen Platz unter den Himmlischen - Unbeherrschtheit führt in die Finsternis.

122. 
Das Leben kennt keinen größeren Reichtum als den: Hüte die Selbstbeherrschung wie einen Schatz.

123.    
Hat jemand Selbstbeherrschung und ist sich ihrer in seiner Erkenntnis bewusst, wird er unter den Weisen anerkannt und gepriesen

124.    
Wer nicht von seinem Bestimmtsein weicht und sich beherrscht, dessen Größe ist größer als ein Berg.

125.    
Bescheidenes Betragen ist gut für alle - sogar dem Reichen ist es ein zusätzlicher Besitz.

126.    
Beherrscht jemand in dieser Geburt seine fünf Sinne wie eine Schildkröte, ist er vor allen sieben Geburten geschützt.

127.    
Beherrscht sich jemand überhaupt nicht, soll er doch seine Zunge beherrschen - ihre Irrtümer bringen ihm sonst Leiden.

128.    
Alle guten Dinge, die einem begegnen können, gehen zugrunde durch ein einziges Übel - verursacht durch jemandes Wort.

129.    
Die Wunde verursacht durch Feuer, heilt - die Wunde, verursacht durch die Zunge, heilt nie.

130.    
Wer seinen Ärger zu beherrschen weiß und in der Selbstbeherrschung fest bleibt - auf den wartet der dharma.

Kapitel 14. Gutes Benehmen


131.  
RichEiftes Benehmen bringt Angehen- deshalb wird es höher gepriesen als das Leben.

132.
Mag einer auch noch so viele Philosophien itudiercn und seine Zweifel klären - die größte Hilfe ist, gutes Benehmen zu erringen und zu schätzen.

133.
Die Größe der Geburt liegt in gutem Benehmen - schlechtes Benehmen führt die Geburt zur Erniedrigung.

134.
Vergißt ein Brahmane seine Texte, kann er sie wieder lernen - büßt er sein gutes Benehmen ein, ist er verloren.

135.
Wer Neid hegt, kommt zu keinen Reichrümem - wer gutes Benehmen verscherzt, zu keiner Große.

136.
Der im Geist Starke weithr nicht vom guten Benehmen - er kennt das Verderben, das durch schlechtes Benehmen entsteht.

137.  
Menschen kommen zu Größe durch gutes Benehmen - durch schlechtes Benehmen fallen sie in schlimme Schande.

138.   
Gutes Benehmen ist der Same des: schlechtes Benehmen bringt immer Kummer.

139.
Leuten mit gutem Benehmen fallr es schwer, Übles zu sprechen - wäre es auch verzeihlich.

140.
Wer nicht mit der Weh in Hantiunie zu leben weiß, ist unwissend, mag er auch noch so viel gelernt haben.

Kapitel 15. Nicht gelüsten nach eines anderen Frau


141.
Die Torheit, nach der zu gelüsten, die einem anderen gehört, findet sich nithr hei denen, die den dharma und sein Wesen in der Welt kennen.

142.
Keiner von denen, die im atlhatnm leben, gleicht dem, der beim Tor eines anderen steht und nach dessen Frau gelüstet.

143.
Wer die Frau seines Freundes begehrt und ihr Schaden zufügt, ist gleich dem Tod.

144.
Wie bedeutend einer auch sein mag - wohin soll er sich wenden, wenn er gedankenlos zu eines anderen Frau geht?

145.   
Wer schamlos zu eines anderen Frau gehr, erfahrt untilgbare Schande.

146.  
Wer zu eines anderen Frau geht, den verlassen Neid, Sünde, Furcht und Sthande nie.

147.
Ein tugendhafter Hausherr begehrt kerne Frau, die einem anderen gehört.

148.   
Emeü anderen Fniu nicht zu begehren ist Mannhaftigkeit - nicht nur eine Tugend des Großen, sondern auch das beste Benehmen.

149.
Wer deren Schultern nicht umfaßr, die einem anderen gehört, soll alles erlangen in dieser vom fürchterlichen Ozean umgebenen Erde.

150.
Übt einer auch keinen dhjmsa, sondern adharma, su ist es doch gut für ihn, die Frau emes anderen nicht zu bigehren.

Kapitel 16. Besitz der Geduld


151.
Die höchste Tugend ist, den Verleumder zu ertragen - die Erde trägt ja auch solche, die sie aufgraben.

152.
Immer erfrage das dir angetane Übel - noch hesser ist, es zu vergessen.

153.
Die schlimmste Armut ist, einen Gast wegzuschicken - die größte Stärke, den Unwissenden zu ertragen.

154.
Will einer immerwährende Größe, muß er Geduld schauen und üben.

155.
Wer sich für ein Unrecht rächt, den schätzt der Weise nichc - den Geduldigen aber wie einen Schatz aus Geld.

156.
Wer sich rächt, har nur einen Tag Freude - wer erträgt, dessen Ruhm dauert bis zum Wehende.

157.
Tun andere auch Schlechtes - gut ist, es nicht mit Taten des adharma zu erwidern.

158.
Wer aus Eitelkeit übel handelr, den üherwinde durch Geduld.

159.   
Wer die harren Worte der Ungerechten erduldet, ist retner als der Aslcec.

160.    
Wer fastet, ist groß - kommt aber nach dem, der die harten Worte anderer erträgt.

Kapitel 17. Vermeide Neid
161.           
Übe die Tugend, im Geist frei von Neid zu sein! 
162.           
Von allem Gewinn, den einer haben mag» ist nichts dem vergleichbar: gegen niemand Neid zu heften. 
163.           
Wer sich nicht um dharma und Reichtum kümmert, beneidet den anderen darum, statt glücklich darüber zu sein. 
164.           
Der Weise begeht keine üble Tat aus Neid - er kennt das Elend, das von diesem Übel kommt.
165.           
Fügen ihm auch seine Feinde kein Übel zu - dem Neidischen ist sein Neid genug. 
166.           
Ohne Kleider und Nahrung verderben die Angehörigen dessen, der eine barmherzige Tat neidet.
167.           
Wer ändere um ihr Glück beneiden, den übergibt die Göttin des Glücks ihrer älteren Schwester.
168.           
Der Sünder aus Neid vernichtet des anderen Reichtum und überläßi ihn dem Feuer der Tiefe. 
169.           
Reichtum bei einem Neider und Armut bei einem Neidlosen - darüber muß man nachdenken.
170.
Neider gedeihen nie - Neidlose fallen nie aus dem Glück.

Kapitel 18. Vermeide Gelüste  

171.           
Wen nach jemandes Gut gelüstet und wer die Gerechtigkeii aufgibt, geht samt seiner Familie zugrunde und erfährt Schande.


172.           
Wer lieh der Ungerechtigkeit schirm, begeht nichts Schandliches, angetrieben durch das. Begehren nach den Gütern anderer.


173.           
Wer die Freude des dhanrsa sucht, begehr keine Taten des adhäTmü, weil ihn nicht nach den geringen Freuden anderer gelüstet.


174.           
Wer seine Sinne besiegt und ein klares Vorfiellungsvermügen hat, begehrt die Güter anderer nicht, selbst wenn er sie braucht.


175.           
Unnütz ist doch alles feine und weite Wissen, wenn jemand wegen seiner Gelüste unvernünftig gegen andere handelt.


176.           
Wer die Gürer anderer begehrt und deswegen böw Taten tur, geht zugrunde, auch wenn er auf dem Pfad der Rechtschaffcnheit stehr und Gnade sucht.


177.           
Begehre nie den Gewinn des Gelüstens – die erlangten Früchte sind niemals gut.


178.           
Wen nicht nach den Gütern anderer gelüstet, dessen Reichtum erhält sich unvermindert.


179.           
Wer die Güter anderer nicht begehrt und den dharma kennt, dessen Wert kennr die Göttin des Reichtums und verbündet sich mit ihm.


180.           
Wen gelüstet, ohne die Folgen zu bedenken, geht zugrunde – seigreicher Stolz erfüllt, wen nicht gelüstet.

Kapitel 19. Vermeide Verleumdung  

181.           
Tür einer adharma und spritht nicht einmal von dharma - gui ist es, wenn er nicht verleumdet.


182.           
Hintenherum zu verleumden und vornhcrum schön zu tun ist sogar noch schlechter, als den dharma zu erniedrigen und adharma zu tun. 


183.           
Lieber sterben als falsche Freundschaft vortäuschen und hintenherum verleumden -Sterben bringt alle Gewinne ein, die der dharma verkündet. 


184.           
Selbst wenn du mitleidlos jemandem harte Worse ins Gesicht sagst, verleumde ihn doch nie hinter seinem Rücken, auch wenn es üble Folgen hat. 


185.           
Mag einer auch den dharrna preisen - sein Geist ist wertlos, ivenn er himerberum verleumdet und so in seiner üblen Natur ertappt wird.


186.           
Verleumdet jemand himer dem Rücken anderer -das Schlimmste seiner Falschheit ist heraus­gefunden und offenkundig.


187.           
Wer mehr mit freundlichen Worten Freunde zu rnachen weiß, vertreibt sie durch sein Verleumden. 


188.           
Wer sogar über seine Lieberen hintenherum Falsches spricht, was tut der erii Fremden an?  


189.           
Trägt die Erde nur um des dharma willen das Gewicht dessen, der schlecht über andere in ihrer Abwesenheit redet? 


190.           
Gäbe es überhaupt Elend in der Welt, wenn die Leute ihre eigene Falschheit so wie die anderer erkennten? 

Kapitel 20. Vermeide unnützes Gerede  

191.           
Wer zum Überdruß vieler imnütre Dinge sagt, wird von allen verachtet.


192.           
Es ist schlechter, vor vielen unnütz zu reden, als Freunden Schaden zuzufügen.


193.           
Wer über Unnützes lange Reden hält, zeige, daß er wertlos ist.


194.           
Wer in einer Versammlung unnütze und wortlose Worte macht, den verlassen Gerechtigkeit und Güte.


195.           
Reden angesehene Leute unnütze Worte, verlassen sie Ruhm und Bedeutung.


196.           
Nenne den nicht «Sohn» der unnütze Worte macht - nenne ihn «Spreu der Menschheit».


197.           
Laß den Weisen sprechen - es sind nie unnütze Worte, auch wenn ihnen Vortrefflichkeit mangelt.


198.           
Der Weise wägt den Wert jeder Aussage ab und spricht keine Worte, die unergiebig sind.


199.           
Die Großen, die frei von Verblendung sind und ein klares Vorstellüngsvermögen haben, sprechen niemals unnütze Worte - selbst wenn sie verzeihlich wären.


200.
Von allen Worten sprich nur die wertvullen aus -nicht die unnützen.

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